Das Münchner Stadion darf beim EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn am Mittwoch nicht in Regenbogen-Farben beleuchtet werden. Die UEFA lehnte einen Antrag des Münchner Stadtrats ab. Die Reaktionen reichen von Enttäuschung bis Kritik.
Das EM-Stadion in München wird beim Gruppenfinale der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ungarn an diesem Mittwoch nicht in Regenbogenfarben als Zeichen für Toleranz und Gleichstellung erstrahlen. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) lehnte einen entsprechenden Antrag des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD) ab.
Die UEFA sei „aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt – muss die UEFA diese Anfrage ablehnen“, teilte der Dachverband mit. Die Arena wird daher wie vorgesehen in den Farben der UEFA und der teilnehmenden Nationen leuchten.
Söder bedauert Entscheidung
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bedauerte die Entscheidung der UEFA. „Schade, dass die Münchner Arena nicht in Regenbogenfarben leuchten darf. Das wäre ein sehr gutes Zeichen für Toleranz und Freiheit gewesen“, schrieb er bei Twitter. „Wir müssen uns stark machen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung“.
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt distanzierte sich von der Entscheidung. Er hätte sich den Entscheid gut anders vorstellen können – auch „deswegen, weil ich empört darüber bin, was da wieder für eine Diskussion in Deutschland von Teilen der AfD losgetreten wird“, so Dobrindt. Eine andere Entscheidung wäre „auch ein Signal gegen vollkommen beschämende und unanständige Wortmeldungen von AfD-Vertretern bezüglich der Regenbogenfarben“ gewesen, sagte er mit Blick auf Kritik aus den Reihen der Rechtspopulisten an der Regenbogen-Kapitänsbinde von Fußball-Nationaltorwart Manuel Neuer. Gegen solche Tendenzen müsse klar Flagge gezeigt werden.
Der Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Bernhard Franke, übte Kritik: „Gleichbehandlung und der Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sind universelle Werte, denen sich die UEFA selbst verpflichtet fühlt“, erklärte Franke auf Anfrage der Nachrichtenagentur epd. „Das Verbot, das Münchner Stadion in Regenbogenfarben leuchten zu lassen, ist deshalb unverständlich. Die UEFA verspielt damit die Gelegenheit, ein deutliches Zeichen für Toleranz und gegen Homophobie und LSBTIQ-Feindlichkeit im Fußball zu setzen.“
Verärgerung in Ungarn
Ungarn hatte vor dem UEFA-Entscheid verärgert auf den Antrag aus München reagiert: „Es ist äußerst schädlich und gefährlich, Sport und Politik zu vermischen“, sagte Außenminister Peter Szijjarto nach Angaben der Nachrichtenagentur MTI. „Die historische Erfahrung zeigt, dass das eine schlechte Sache ist und allen voran die Deutschen wissen das genau.“
- 20.06.2021 EM-Spiel gegen Ungarn Buntes Stadion als Symbol für Ungarn
- Als Zeichen der Toleranz plant München, die EM-Arena beim Spiel gegen Ungarn in Regenbogenfarben zu beleuchten.
Der Vorstoß war eine Reaktion auf Ungarns neues Gesetz gewesen, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt. Es verletze europäische Werte, erklärte der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth. Die EU sei nicht nur ein einzelner Markt oder eine Währungsunion, sondern auch eine Gemeinschaft der Werte. „Es sollte absolut keinen Zweifel daran geben, dass Minderheiten, auch sexuelle Minderheiten, respektvoll behandelt werden müssen“, so Roth.
Stadionbetreiber wollen Zeichen setzen
Andere Stadionbetreiber forderten bereits, nun selbst ein Zeichen zu setzen. So sollen wohl die Fußball-Arenen in Frankfurt am Main und Köln am Mittwoch während der EM-Partie der deutschen Mannschaft in München gegen Ungarn bunt erstrahlen. „Wenn München am Mittwoch nicht darf, dann müssen eben die anderen Stadien im Land Farbe bekennen. Auf jetzt, Kollegen in der Liga“, twitterte Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann.
„Dann müssen eben die anderen Stadien im Land Farbe bekennen“, so Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Hellmann. Bild: Patrik Meyer / Eintracht Frankfurt
Der Club-Boss kündigte an: „Der Deutsche Bank Park schaltet zum Spiel gegen Ungarn den Regenbogen an. Das Waldstadion bleibt bunt.“ Ähnliches ist für das Kölner Bundesliga-Stadion geplant, wie ein Sprecher der Kölner Sportstätten dem WDR bestätigte.
Das ungarische Gesetz war am Dienstag vom Parlament gebilligt worden. Es gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban. Entsprechend laut war die Forderung nach einem klaren Zeichen bei der Fußball-EM in Deutschland geworden.
Quelle: ARD , Tagesschau