Ab September dürfen auch Männer, die in einer monogamen Beziehung mit einem Mann leben, Blut spenden.
Die niederländische Blutbank Sanquin hat in Absprache mit der stellvertretenden Gesundheitsministerin Tamara van Ark und Verbänden verfügt, dass der Ausschluss monogamer schwuler Paare von der Blutspende voraussichtlich zum 1. September aufgehoben wird.
Mit der geänderten Spenderauswahlrichtlinie seien keine Probleme hinsichtlich der Sicherheit von Blutprodukten zu erwarten, betonte Sanquin in einer entsprechenden Ankündigung Ende letzter Woche. „Ich denke, dass das Verhalten der Menschen und nicht die Sexualität eines Menschen bei der Blutspende entscheidend sein sollte. Es ist daher wichtig, dass Männer, die in einer festen Beziehung zu einem anderen Mann stehen, jetzt auch Blut spenden können“, sagte van Ark. „Wir sind noch nicht da, aber dies ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Bis 2015 waren Männer, die mindestens einmal Sex mit Männern hatten, nach einer Regelung aus der Frühzeit der Aids-Krise pauschal von der Blutspende in den Niederlanden ausgeschlossen. Seit der Neuregelung konnten sie wieder Blut spenden – allerdings nur, wenn sie in den zwölf Monaten zuvor keinen Sex hatten. Diese Karenzzeit wurde später auf vier Monate verringert.
Demnächst soll Safer Sex abgefragt werden
In der Praxis wurden so weiter Personen allein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung pauschal von der Blutspende ausgeschlossen. Der niederländische LGBT-Verband COC begrüßte die angekündigte Neuregelung: „Als schwuler oder bisexueller Mann werden Sie bald nicht mehr ausgeschlossen, wenn Sie jemand anderem helfen möchten, indem Sie Blut spenden“, sagte die COC-Vorsitzende Astrid Oosenbrug. „Wir sind glücklich, dass diese schmerzhafte Form der Unterscheidung zwischen schwulen, bisexuellen und heterosexuellen Männern jetzt ein Ende hat. Das ist ein echter Durchbruch.“
Als Verband habe man sich immer für „eine möglichst sichere Blutversorgung bei möglichst geringer Diskriminierung“ ausgesprochen. Laut COC habe Sanquin im Gespräch auch angekündigt, dass die Richtlinien im Laufe eines Jahres weiter bearbeitet werden sollten: So sollten diese auch für Plasmaspenden gelten und auch schwule und bisexuelle Männer Blut spenden dürfen, die Sex mit unterschiedlichen Personen haben, dabei aber etwa durch ein Kondom Safer Sex praktizierten.
Der Verband lobte die Gesprächsbereitschaft des niederländischen Verbands der Hämophiliepatienten (NVHP), die auf sichere Blutversorgung angewiesen sind. In den weiteren Gesprächen wolle man erreichen, dass alle Personen nach Safer Sex und mongamer Beziehung befragt würden.
In Deutschland gilt eine Karenzzeit von zwölf Monaten
Weltweit fordern Aktivist*innen seit Jahren, die Fragebögen zur Selbstauskunft von Blutspender*innen an tatsächlichem Risikoverhalten statt nach pauschalen „Risikogruppen“ auszurichten. Bislang haben aber die wenigsten Staaten eine solche Regelung umgesetzt, darunter Spanien.
In Deutschland dürfen schwule und bisexuelle Männer seit 2017 wieder Blut spenden – wenn sie zwölf Monate lang keinen Sex hatten.
Zudem werden „Transsexuelle Personen mit sexuellen Risikoverhalten“ als eigenständige Gruppe abgefragt. Trotz Kritik von Verbänden, Opposition und einigen Ländern, die eine einheitliche Abfrage nach Risikoverhalten fordern, reagierte die Bundesregierung in den letzten Jahren zögerlich und brachte vor allem eine Reduzierung der Karenzzeit bei schwulen Männern auf vier Monate ins Spiel.
Eine Arbeitsgruppe „Blutspende von Personen mit sexuellem Risikoverhalten“ mit Vertreter*innen unter anderem von Bundesgesundheitsministerium, Bundesärztekammer und Robert-Koch-Institut hatte das Thema „Neubewertung der Auswahlkritierien für Männer, die Sexualverkehr mit Männern haben“, zuletzt mehrfach erörtert, aber immer wieder vertagt. Die nächste Sitzung ist für Ende März geplant. Vor zwei Wochen hatte erstmals sogar ein CSU-Bundestagsabgeordneter gefordert, „dass das Blutspende-Verbot für Homosexuelle vollständig gekippt wird“.
„Die jetzigen Einschränkungen sind nicht nur lebensfern und diskriminieren Homo- und Bisexuelle, sondern sie sind auch medizinisch gar nicht notwendig“, betonte Stefan Müller